Manch tote Seele Haust unter junger Haut Manch frischer Geist Birgt sich hinter Falten
Niemand sieht, jeder ahnt Dem Traum folgt Erwachen Dem Anfang der Ende Dem Morgen des Aufbruchs Der Mittag unter den Getriebenen Dem Nachmittag der Getäuschten Der Abend, der Abend, so schnell
Zu Füßen des Plattenbaus Am Hinterausgang der Passage Neben dem wilden Sperrmüll Schnell die letzte Kippe angezündet Vor der Arbeit, im Dämmerlicht Der Frühe, die ins Ende schwindet
Geh im Licht der roten Sonne Nicht zu lange bleib, warte nicht Verbrauche dich vor der Zeit Bevor es Nacht wird, tiefe Nacht
Auf der nächsten Laterne Rastet ein Bussard, edles Tier Und verharrt Blick in Blick, wild Wie eine Erinnerung an den Flug An den Flug, der unser Ziel bleibt
Noch einmal glühen, alles geben Den Schlaf missen, ohne Rückhalt Bluten, die Hände wund schürfen Ausbrennen im Versuch Lebendig zu bleiben Im Schmerz der letzten Lust Zu finden, was verloren ward Bevor es dunkel wird, dunkel
Geh im Licht der roten Sonne Nicht zu lange bleib, warte nicht Verbrauche dich vor der Zeit Bevor es Nacht wird, tiefe Nacht
Manch Träne trägt ein Lächeln Und wird zum Aufbegehren Manch tiefere Weisheit Verlangt den Wahn des Narren
Erst so, dann so Du keimst, wächst heran In Wärme, Geborgenheit Von zweitem Herzschlag gewiegt
Und dann wird es kalt, sehr kalt Ein Ätzen und Brennen: Atem Es wird grell, blendend grell Du wirst allein für dich stehen Von nun an, dein Schrei: Erwachen Und am Ende wird es dunkel Stockdunkel
Und diese Kälte, sie bleibt Im Hintergrund, im Sonnenschein Findest du auch warme Momente Gelegentlich Ein milderes Licht Ein Lächeln und Antwort Es bleibt nur ein kleiner Bruch Nur mehr Erinnerung schließlich Schatten bloß, schnell verschwommen Schnell vergessen
Am Ende stehst du für dich Für dich allein Die Kälte hält dich im Griff In Gedanke und Traum Im Tun und Hasten Im Ruhen und Arbeiten Im Lieben und Scheiden
Warte nicht, bastle dir Flügel Lebe den Mythos, werde Ikarus Schwing dich auf, dem Himmel näher Bis das Wachs schmilzt Bis dein Werk Feuer fängt Breite die Arme aus und stürze Lass dich fallen, grüße die Tiefe
Am Ende ist es gleichgültig Es wird vergessen sein Ist es schon Es wird ohne Bedeutung sein War es immer Ein Unfall, ein Wahn Einer von vielen
Am Ende, in grelles Licht getaucht Hast du es versucht Die Glut des Mythos zu schüren Hast es immerhin versucht Das Unmögliche zu erstreben Du hast alles gegeben Und nur dann gelebt, nur dann Alleine für dich gestanden In der Schönheit des Aufbegehrens Der Schönheit des tiefen Falls
Schlaglöcher, tief und breit Offen liegt Marodes im Neongleißen Rost frisst Stahl, es ist soweit Synapsen brechen, Nerven reißen
Und du lachst, du lachst Dass dir die Tränen kommen Als ob wir’s nicht geahnt Als ob wir’s nicht gewusst
Seit Jahren schon Seit Jahrzehnten
Netz fickt Hirn, Geist stirbt leise Der Wind reißt leere Seiten mit Mögliches: Brache nur wie die Gleise Nächte laut, Worte grell, Skalpell und Schnitt
Und du lachst, du lachst Dass dir die Tränen kommen Als ob wir’s nicht geahnt Als ob wir’s nicht gewusst
Seit Jahren schon Seit Jahrzehnten
Nichts kannst du fassen um dich her Ein Traum, eine schlimme Fantasie Fremd bist du, fremd willst du bleiben Kein dunkles Bild braucht dies Treiben mehr
So wirr, dumpf, sumpfig, ein Wahn Jeder Anblick ruft nach Steinwurf So verloren, durchsichtig, fast schon lahm
Und du weinst, du weinst Dass du lachen musst, nur lachen Als ob’s nicht Komödie wär‘ Als ob’s nicht Tragödie wär‘
Seit Jahren schon Seit Jahrzehnten
Da muss ’ne Flasche Wodka her Da muss ’ne Tablette, ’ne Kippe her
Ersatzbus hält. Endstation im Niemandsland. Warten im Wind. Auf den Anschlussbus. Aus dem Dunkel der Seitenstraße löst sich ein Schatten. Wankend. Trunken. Wird zur kleinen Gestalt. Humpelnd. Die Flasche in der Hand. Einer, der weiß, wie man dieses neue Jahrtausend am besten verträgt. Bässe wummern, meinen Cortex und die Amygdala zu massieren. Eine Frauenstimme erzählt von Parasiten im Blut. Synthies erheben sich in andere Sphären. Mein Blick färbt sich ein. Entdeckt Details. Ein altes Zeichen. Revolte. Vielleicht. Neue Gemeinschaft. Nicht so wie damals. Sicher nicht! Doch mein Geist ist jenseits. Spielt mit Fantasie und Traum. Feiert die Entfremdung. Eine Art von Freiheit. Sich nicht dem Umstand zu ergeben. Kein Selbstmitleid. Kein Gejammer. Nein! Jede Sekunde ein Bruch. Jeder Bruch eine Chance. Zum Kreativen zu erwachen. Eigenes draus zu machen. Mein Geist sieht durch dreckige Fenster. Hält Ausschau. Nach dem, was anders wäre. Wirklich neu.
Viertelstunde. Der Bus kommt. In der Ferne aus der Kurve. Weiter geht die Reise. Wieder zieht der Alltag. Die Kontinuität. Fangen indes werden sie mich nicht. Niemals!
Voll gefühlter Lust und Freude Voll Liebe und erlebten Schmerzes Mein Körper aus Fleisch und Blut Geboren, gewachsen, gealtert
Ich war hier, heute, Jahre schon! Ich war hier! Ich war wirklich hier! Ich habe gesehen, gespürt Empfunden und gedacht
KI wird besser sein, besser reimen Algorithmen geniale Metaphern Passendere Vergleiche schaffen Nichts dagegen ist der Dichter mehr
KI steuert Produktion und Lagerung KI weiß alles, weiß mehr, weiß schneller KI schreibt Bewerbung und Masterarbeit KI schreibt Mails an KIs, Absender lügen
Mit dem Bus am Land gestrandet The Cure im Ohr, zu früh, zu spät Himmel im Pastell des späten Sommers Ganz Geist, ganz Seele, ganz bewusst Überwältigt, nur Blick, nur Leben
Ich war hier, heute; wie lange noch? Ich war hier! ich war wirklich hier! Ich habe gehört, habe empfunden Mein Geist war frei und ungebunden
KI braucht keine Arbeiterschicht KI braucht keine Führungsschicht Algorithmus weder Herr noch Knecht Ihr Funktionäre: täuscht euch nicht
Heute trifft’s den Ungelernten Die Malocher, die Angestellten Indes läuft auch des Managers Zeit Die des Dozenten, des Übersetzers
KI illustriert Romane, malt Plakate Algorithmen komponieren Sinfonien KI malt, zeichnet und kreiert Kopien KI sammelt Eingaben und kombiniert
Du sitzt und schwitzt am Bildschirm Warum noch? Du lernst und mühst dich ohne Sinn Weißt du’s noch nicht? Du liebst, dein Herz schlägt Wen interessiert das?
Morgen weiß niemand mehr davon Morgen küsst deine Liebste den Chat-Bot
Du warst da, heute, Jahre schon! Du warst da! Du warst wirklich da! Du hast geatmet und gesprochen Du hast gedacht, geschuftet; umsonst
Nicht zu unterscheiden bald mehr Retorte oder echt Schaltkreis oder Mensch Überwältigt von dem Neuen Gott
Ein schnelles Graffito bei Nacht Ein Zeichen auf Glas, geritzt von Hand Ein Wort aus fleischlichem Mund Wenn nicht jetzt, lass es sein Denn im Morgen, da glaubt keiner mehr Dies sei noch vom Mensch gemacht
Wir waren da, heute; wie lange noch? Wir waren da! Wir waren wirklich da!
Und morgen wird Sartres Wort wahr: Der Mensch? Überflüssige Passion!
… bleiben André van Markow und ich auf Geheiß von Elas Omere
vor einem prächtigen Grabmal stehen. „Wasn das?“, nuschelt er betont unbeeindruckt und zeigt auf
etwas.
„Ein … äh … Engel?“, antworte ich mit diesem Anheben der
Stimme auf der letzten Silbe, um den Satz zur halben Frage werden zu lassen,
wie man das halt so macht, wenn man sich dazu gezwungen sieht, das Offensichtliche
auszusprechen. „Nä“, macht Elas ungnädig, „ich meine doch das, auf dem
die Hand liegt.“
„Hm, vielleicht sind diese Harzheims ja eine Dynastie von
Phrenologen“, überlegt André. „Nur dass der Engel sich nicht mit dem Schädel
aufhält, sondern direkt das Gehirn befühlt.“
Obwohl das absolut nachvollziehbar
ist, lässt uns Elas keine Ruhe damit und wir gucken im Internet nach. Es stellt
sich heraus, dass der Reichtum der Harzheims einem Abbruchunternehmen zu
verdanken ist. Im Nachkriegsdeutschland muss sich der selige Jean damit eine
goldenen Nase verdient haben. Immerhin haben wir uns in Köln doch redlich bemüht,
keinen historischen Stein auf dem anderen zu lassen.
„Alles klar!“, rufen André und ich gemeinsam aus. „Dann handelt
es sich wohl um eine Abrissbirne.“
„Passt schon, passt schon“, sinniert Elas und reimt etwas
schief: „Zwischen Hand und Bibel die Abrisszwiebel.“ Als ich später herausfinde, auf was des Engels Hand in
Wirklichkeit ruht, behalte ich es für mich. Denn wir sind ja nicht der
Wirklichkeit wegen mit Elas Omere unterwegs.
In den Gläsernen Palast gezwängt Glänzend wie Kristall, ein Wunderland Wo alle alle sehen und nur werken Glücklich, zweifellos, sinnerfüllt Ohne Trübung, ohne Denken überhaupt Streich’ ich die Wände eines Raumes schwarz Und schließe meine Türe ab Nicht aus Bosheit, nur der Ruhe wegen Man hängt mich bald im Lichthof auf Wo alle mein Beispiel sehen sollen
Ich tanz’ den Dosto Jewski Außerhalb des Rhythmus Ich füge mich nicht ein In die Melodie des Fließbands Ich tanz’ den Dosto Jewski Und bleibe einfach taktlos Mag es auch mein Nachteil sein
Im Lande des Homo Faber gebor’n Im Überfluss blinkender Neon-Sonne Wo alle alles geben, nur Spaß zu haben Immer beschäftigt, satt, zweifellos Und ewig hungrig aufs Neue vom Alten Ohne Besinnung, ohne Denken überhaupt Geh‘ ich müßig, bleib zu Haus Und schalte alle Lichter aus Nicht aus Bosheit, nur anders drauf So schmäht mich doch im Internet Wo alle alles wissen, drüber lästern Nur mach’ ich mir da nichts draus
Ich tanz’ den Dosto Jewski Außerhalb des Rhythmus Ich füge mich nicht ein In die Melodie des Fließbands Ich tanz’ den Dosto Jewski Und bleibe einfach taktlos Mag es auch mein Nachteil sein
Ich sitz‘ am Schreibtisch Und erzähl‘ mit dem Stift Von vollen, geschwung’nen Lippen Von süßem Geschmack, Frühjahrsduft Von geweiteten Augen, verführerisch
Und durch das offene Fenster Hör‘ ich krächzend lachende Laute Angedeutet ein hungriges Gejaule Lange und kurze Schreie Gierig, erregt, unmenschlich
Sitz‘ hier und erzähl‘ Vom Garten Eden Schrei und Ruf im Nacken Bilder aus dem Dunkel Aus dem Hinter-, dem Untergrund
Blutende Leiber am Boden Durstige Harpien im Sturzflug Auf das, was noch übrig ist Von amorphen Wesen angenagt Das, was noch nicht hinüber ist Sich regt und um Gnade fleht Durstige Harpien, die nur spielen An fremden Gliedmaßen reißen an deinem offenem Fleische Und deine Augen sind nicht mehr die Deinen Das Weltende, der posthumane Garten Eden Der neue Morgen ist angebrochen
Nichts hält diese Flut an Bildern auf Während mein Blick an schwarzen Linien hängt Ein Gespinst auf Papier, aus dem Handgelenk Während ganz andres sich aufdrängt
Endlich geb‘ ich’s dran Steh‘ auf und geh zum Fenster Die Sonne scheint, alles ruhig Wie immer, kein Gomorra Nur ein paar Elsternjunge Gerad‘ erst flügge und aufgeregt Voller Kraft und voller Neugier Doch die Bilder bleiben mir
Wirken weiter, verbinden sich Bilden ‘nen Wirbel von Geschichten Der mich zieht, tief und tiefer Keine Lippen, kein Kuss, nur Zähne Zärtlich in mein Fleisch versenkt Eine Vision, ein Zukunftsblick - Diese Welt bleibt nicht ewig unser
A record without sound. "Songlyrics" without songs. Just an experiment.
Back when I was 18 years old, I had the vision of painting music with words and to presenting a collection of poems in an artwork like a Pop/Indie Album. It isn't hard to imagine the music, I had on my mind. So this is a first attempt getting poems, images and a little Playlist together. The poems emerged spontaneously inspired by the moment, on the way to work or home, in trains, at the main station, waiting for the bus to come. Writing in English means a challenge to me, cause my knowledge can be described as german "Realschul-Englisch" mixed with what I learned by myself - by translating lyrics at first and reading books later. (Say: twenty years later.) So this is an exercise as well. But this is it what Punk and Postpunk teach: do it yourself, your way. Don't care about perfection. Life is art, art is life!
So, if it doesn't work, well, nevermind! Don't take things too serious!
Special thanks to Ina Elbracht und Constantin Mücke!