… bleiben André van Markow und ich auf Geheiß von Elas Omere
vor einem prächtigen Grabmal stehen. „Wasn das?“, nuschelt er betont unbeeindruckt und zeigt auf
etwas.
„Ein … äh … Engel?“, antworte ich mit diesem Anheben der
Stimme auf der letzten Silbe, um den Satz zur halben Frage werden zu lassen,
wie man das halt so macht, wenn man sich dazu gezwungen sieht, das Offensichtliche
auszusprechen. „Nä“, macht Elas ungnädig, „ich meine doch das, auf dem
die Hand liegt.“
„Hm, vielleicht sind diese Harzheims ja eine Dynastie von
Phrenologen“, überlegt André. „Nur dass der Engel sich nicht mit dem Schädel
aufhält, sondern direkt das Gehirn befühlt.“
Obwohl das absolut nachvollziehbar
ist, lässt uns Elas keine Ruhe damit und wir gucken im Internet nach. Es stellt
sich heraus, dass der Reichtum der Harzheims einem Abbruchunternehmen zu
verdanken ist. Im Nachkriegsdeutschland muss sich der selige Jean damit eine
goldenen Nase verdient haben. Immerhin haben wir uns in Köln doch redlich bemüht,
keinen historischen Stein auf dem anderen zu lassen.
„Alles klar!“, rufen André und ich gemeinsam aus. „Dann handelt
es sich wohl um eine Abrissbirne.“
„Passt schon, passt schon“, sinniert Elas und reimt etwas
schief: „Zwischen Hand und Bibel die Abrisszwiebel.“ Als ich später herausfinde, auf was des Engels Hand in
Wirklichkeit ruht, behalte ich es für mich. Denn wir sind ja nicht der
Wirklichkeit wegen mit Elas Omere unterwegs.
In den Gläsernen Palast gezwängt Glänzend wie Kristall, ein Wunderland Wo alle alle sehen und nur werken Glücklich, zweifellos, sinnerfüllt Ohne Trübung, ohne Denken überhaupt Streich’ ich die Wände eines Raumes schwarz Und schließe meine Türe ab Nicht aus Bosheit, nur der Ruhe wegen Man hängt mich bald im Lichthof auf Wo alle mein Beispiel sehen sollen
Ich tanz’ den Dosto Jewski Außerhalb des Rhythmus Ich füge mich nicht ein In die Melodie des Fließbands Ich tanz’ den Dosto Jewski Und bleibe einfach taktlos Mag es auch mein Nachteil sein
Im Lande des Homo Faber gebor’n Im Überfluss blinkender Neon-Sonne Wo alle alles geben, nur Spaß zu haben Immer beschäftigt, satt, zweifellos Und ewig hungrig aufs Neue vom Alten Ohne Besinnung, ohne Denken überhaupt Geh‘ ich müßig, bleib zu Haus Und schalte alle Lichter aus Nicht aus Bosheit, nur anders drauf So schmäht mich doch im Internet Wo alle alles wissen, drüber lästern Nur mach’ ich mir da nichts draus
Ich tanz’ den Dosto Jewski Außerhalb des Rhythmus Ich füge mich nicht ein In die Melodie des Fließbands Ich tanz’ den Dosto Jewski Und bleibe einfach taktlos Mag es auch mein Nachteil sein
Ich sitz‘ am Schreibtisch Und erzähl‘ mit dem Stift Von vollen, geschwung’nen Lippen Von süßem Geschmack, Frühjahrsduft Von geweiteten Augen, verführerisch
Und durch das offene Fenster Hör‘ ich krächzend lachende Laute Angedeutet ein hungriges Gejaule Lange und kurze Schreie Gierig, erregt, unmenschlich
Sitz‘ hier und erzähl‘ Vom Garten Eden Schrei und Ruf im Nacken Bilder aus dem Dunkel Aus dem Hinter-, dem Untergrund
Blutende Leiber am Boden Durstige Harpien im Sturzflug Auf das, was noch übrig ist Von amorphen Wesen angenagt Das, was noch nicht hinüber ist Sich regt und um Gnade fleht Durstige Harpien, die nur spielen An fremden Gliedmaßen reißen an deinem offenem Fleische Und deine Augen sind nicht mehr die Deinen Das Weltende, der posthumane Garten Eden Der neue Morgen ist angebrochen
Nichts hält diese Flut an Bildern auf Während mein Blick an schwarzen Linien hängt Ein Gespinst auf Papier, aus dem Handgelenk Während ganz andres sich aufdrängt
Endlich geb‘ ich’s dran Steh‘ auf und geh zum Fenster Die Sonne scheint, alles ruhig Wie immer, kein Gomorra Nur ein paar Elsternjunge Gerad‘ erst flügge und aufgeregt Voller Kraft und voller Neugier Doch die Bilder bleiben mir
Wirken weiter, verbinden sich Bilden ‘nen Wirbel von Geschichten Der mich zieht, tief und tiefer Keine Lippen, kein Kuss, nur Zähne Zärtlich in mein Fleisch versenkt Eine Vision, ein Zukunftsblick - Diese Welt bleibt nicht ewig unser
A record without sound. "Songlyrics" without songs. Just an experiment.
Back when I was 18 years old, I had the vision of painting music with words and to presenting a collection of poems in an artwork like a Pop/Indie Album. It isn't hard to imagine the music, I had on my mind. So this is a first attempt getting poems, images and a little Playlist together. The poems emerged spontaneously inspired by the moment, on the way to work or home, in trains, at the main station, waiting for the bus to come. Writing in English means a challenge to me, cause my knowledge can be described as german "Realschul-Englisch" mixed with what I learned by myself - by translating lyrics at first and reading books later. (Say: twenty years later.) So this is an exercise as well. But this is it what Punk and Postpunk teach: do it yourself, your way. Don't care about perfection. Life is art, art is life!
So, if it doesn't work, well, nevermind! Don't take things too serious!
Special thanks to Ina Elbracht und Constantin Mücke!
Man kann die Bilder ewig anstarren. Hier sehen wir die
Sonnenuhr. Und wir haben nur darauf geachtet. Und dann, auf dem Rückweg erst
öffnete sich der Blick auf den Laden. Er war da, mit seinem ganzen
amerikanischen Charme des letzten Jahrhunderts. Und das ist eigentlich irre.
Die Stadt ist so vielschichtig, man muss sie auch gegen den Strich lesen, um
alles zu entdecken. Und hat man alles entdeckt? Ich glaube es nicht. Man müsste
sich davor setzen. Und schauen. Und schauen. Schicht für Schicht ins Detail gehen.
Man entdeckt nach und nach das Wesen einer Stadt. Das Wesen der Zeit. Das
eigene Wesen. Man kann das Leben ablesen. Einige seiner tieferen Dimensionen.
Wenn man sich traut. Nicht umsonst befindet sich in dieser Kante eine
Nietzsche-Straße. Was sich offenbart ist immer ein lebendiges Labyrinth von
Gefühlen. Zumal, wenn man zum zweiten Mal da ist. Und seinen Schatten auf den
Steinen wiederfindet. Das eigene Gesicht über die Ladenscheiben huscht. Kurz
nur. Ganz kurz. Wie geht man damit um? Lächelnd? Weinend? Was ist, wenn man
alles durch sich hindurchströmen lässt? Man ahnt alles: die Wunder, den Alltag,
den kosmischen Scherz und die Dämonen. Will man alles, muss man alles kommen
lassen, aufnehmen, willkommen heißen, Ja sagen! Und dieses Ja, vor dem steht
eine namenlose Angst. Der Torwächter. Nur das offene Auge findet den
Schlupfwinkel, durch den man ihm entkommt.Es ist eine Straßenecke, nur das. Und doch - alles. Jenseits der
Worte.Das geschieht,wenn man lange
schaut.