Im schlechten Gedicht
Im schlechten Gedicht
Wie ein abgerissenes Blatt
Im schlechten ersten Gedicht
Treibe ich dahin, so scheint’s
Von Winden gepackt
Zum Kreisen gebracht
Über den Asphalt des Parkplatzes getrieben
Über die Wiesen des nahen Parks
Mal hier, mal dort hin
Doch nie weg, nie fort
Nie an wirklich anderen Ort
Nie in die Stadt des neuen Anfangs
Nie zum Herzen, dem ich gehöre
Nie zum Ziel meiner Sehnsucht
In den Fluss gedrückt zuweilen
Von der Strömung mitgerissen
Immer nur ein kurzes Stück
Ein verzweifelt kurzes Stück
Um dann in Strudel zu geraten
Kreisend in den Schwindel
In den Rausch hinein
Dionysos näher, dem Schwindel
Dem Vergessen, dem Verbluten nah
Bereit für jeden Scherz
Offen jeder kleine Freude
Jedem noch so großen Schmerz
Doch dem Horizont entgegen
Nein
Am Ufer aufschlagen, besinnungslos
Für den Augenblick
Und dann erneut dem Wind zu eigen
Auf eine neue Runde
So lerne ich euch kennen
Verweilen würde ich zuweilen gerne
Aufgefangen, Aufgehoben
Zu bleiben, gemeinsam aufzubrechen
Wirklich fort, wirklich weg
Über endlose Meere hinweg
Über endlose Steppen hinfort
Einem neuen Heim entgegen
Einem neuen Ufer und Zuhause
Und doch, und doch
Vergönnt ist es mir nicht
Hältst du nicht fest an mir
So reißt es mich wieder an sich
Ich strecke meine Hand aus
In Worten, in Sinnbildern
Und jeder anderen Weise
Die mir möglich ist
Und doch, ich spreche noch
Während du schon gehst
Vorüber, auf deinem Weg
Ganz richtig, wie es denn sein soll
Mein geistiger Gruß begleitet dich
Der Moment der Begegnung
Er ist gekommen und gegangen
Nur ich bleibe mir noch
Wie zuvor und wie stets
Mit einer Glut in meinem Innersten
Die mich verzehrt
Die mich verbrennt
Und mit der Frage
Wieso und warum
So packt mich der Wind wieder
Spielt mit meinem Leben
Dem Rest meines Lebens
Zeigt mir ungeahnte Höhen
Und ich gehe immer mit
Nehme alles, alles mit
Auch den Sturz, den Aufprall
Schließlich beginne ich zu welken
Sonst wäre ich nicht herausgerissen
Ich verliere mein grünes Blut
Ich vergilbe, ich verblasse, so scheint’s
Getrieben, hier hin und dort
Bis zur nächsten Begegnung
Zum nächsten flüchtigen Gruß
Zum nächsten Abschied
Zum nächsten tiefen Riss
Zu vergehen, ich warte noch
Noch ein Treffen
Auf ein Wort und eine Hoffnung
Und nochmal in den Fluss
In den Strudel, die Raserei
Den Wahn des Rausches
Die Euphorie im Nichts
Auf, die Absurdität zu feiern
Um zerrissen und in Fetzen
Am Ufer zu enden
Am selben Ufer
Nur das Blatt
In einem schlechten Gedicht.
Wo du auch bist
Ich grüße dich
Ich vergesse dich nicht
Meine guten Wünsche
Sie begleiten dich auch
Wenn ich schon sollte nicht mehr sein
André van Markow
(Geschrieben am Hbf Köln, Zugausfall)
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