Eden
Für Ina
Ich sitz‘ am Schreibtisch
Und erzähl‘ mit dem Stift
Von vollen, geschwung’nen Lippen
Von süßem Geschmack, Frühjahrsduft
Von geweiteten Augen, verführerisch
Und durch das offene Fenster
Hör‘ ich krächzend lachende Laute
Angedeutet ein hungriges Gejaule
Lange und kurze Schreie
Gierig, erregt, unmenschlich
Sitz‘ hier und erzähl‘
Vom Garten Eden
Schrei und Ruf im Nacken
Bilder aus dem Dunkel
Aus dem Hinter-, dem Untergrund
Blutende Leiber am Boden
Durstige Harpien im Sturzflug
Auf das, was noch übrig ist
Von amorphen Wesen angenagt
Das, was noch nicht hinüber ist
Sich regt und um Gnade fleht
Durstige Harpien, die nur spielen
An fremden Gliedmaßen reißen
an deinem offenem Fleische
Und deine Augen sind nicht mehr die Deinen
Das Weltende, der posthumane Garten Eden
Der neue Morgen ist angebrochen
Nichts hält diese Flut an Bildern auf
Während mein Blick an schwarzen Linien hängt
Ein Gespinst auf Papier, aus dem Handgelenk
Während ganz andres sich aufdrängt
Endlich geb‘ ich’s dran
Steh‘ auf und geh zum Fenster
Die Sonne scheint, alles ruhig
Wie immer, kein Gomorra
Nur ein paar Elsternjunge
Gerad‘ erst flügge und aufgeregt
Voller Kraft und voller Neugier
Doch die Bilder bleiben mir
Wirken weiter, verbinden sich
Bilden ‘nen Wirbel von Geschichten
Der mich zieht, tief und tiefer
Keine Lippen, kein Kuss, nur Zähne
Zärtlich in mein Fleisch versenkt
Eine Vision, ein Zukunftsblick -
Diese Welt bleibt nicht ewig unser
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